Zum neunten Mal fand in diesem Sommer das „Fancamp NRW“ auf dem Jugendzeltplatz am Lippesee in Paderborn statt, an dem knapp 40 Personen aus den Standorten Aachen, Bochum, Dortmund, Leverkusen, Münster, Paderborn und Wuppertal teilnahmen. Das Fancamp bietet Jugendlichen aus den der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) angeschlossenen Fanprojekten die Gelegenheit, sich bei aller (Fan-)Rivalität in einer entspannten Umgebung zu treffen, sich über fanrelevante Themen auszutauschen, gemeinsame Erfahrungen zu machen und die Sommerferien mit Gleichgesinnten zu genießen.
Der erste Tag begann nach der Anreise sowie dem Zeltaufbau mit einer umfangreichen Erkundung des Geländes, neben König Fußball stehen auch andere Sportarten im Fokus, sodass am ersten Tag traditionell Basketball gespielt wird. Anschließend ging es wetterbedingt fußläufig ins nahegelegene Waldschwimmbad, wo bereits spielerisch die ersten Kontakte intensiviert bzw. wieder aufgewärmt werden konnten. Der Tag endete gemütlich mit Currywurst und langen Gesprächen über Fußball und die Welt am Lagerfeuer.
Am zweiten Tag wurde ein Beachsoccer-Turnier veranstaltet, Fußball spielt bei den jugendlichen Teilnehmer*innen natürlich eine besondere Rolle, die Teams wurden gemixt, sodass neue Bekanntschaften geknüpft werden mussten und bestehende Seilschaften keinen Bestand hatten – für die gruppendynamischen Prozesse im Fancamp ist das Beachsoccer-Turnier somit von wesentlicher Bedeutung. Am Nachmittag hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich an der nahegelegenen Wasserskianlage auszuprobieren, die exklusiv für zwei Stunden gebucht war. Dies ermöglichte Anfängern erste Schritte und Fortgeschrittenen einige Runden auf dem Wasser, ein wirkliches Highlight.
Wegen schlechten Wetters wurde das Programm am dritten Tag kurzfristig geändert. Das Fanprojekt Bielefeld organisierte eine Stadionführung auf der Bielefelder Alm, die als Actionbound mit erlebnispädagogischen Elementen durchgeführt wurde. Danach ging es ins Nettebad nach Osnabrück, das mit einem Ninja-Parcours und einem beeindruckenden Rutschenturm das schlechte Wetter vergessen ließ. Am Abend gab es vegetarisches Geschnetzeltes aus der Wok-Pfanne.
Der vierte Tag begann mit einem Angebot zur politischen Bildung. Der Besuch des Kreismuseums in der NS-Gedenkstätte Wewelsburg und der Ausstellung „Fußball im Nationalsozialismus“ stellte einen wichtigen Programmpunkt dar, um den Jugendlichen fußballhistorisches Wissen und die Thematiken der NS-Zeit näherzubringen. Parallel dazu fand ein Workshop von Restlos e.V. aus Bielefeld statt, bei dem es um den ressourcenschonenden Umgang mit Lebensmitteln ging. Gemeinsam wurden aus containerten und geretteten Lebensmitteln ein wohlschmeckendes Gericht als auch erfrischende Smoothies zubereitet. Den Jugendlichen war nach anfänglicher Zurückhaltung anzumerken, wie viel Spaß das Thema Nachhaltigkeit bedeuten kann, somit wurden im Rahmen des „Fancamps NRW“ wichtige Erfahrungsräume geboten und zielgruppenorientierte Impulse gesetzt. Der Nachmittag wurde erneut bei sommerlichen Temperaturen im angrenzenden Waldfreibad verbracht. Am Abend fand das Highlight des Fancamps statt: ein Besuch der Kartbahn in Werther in Westfalen. Nach einem aufregenden Rennen mit vielen heißen Duellen und einigen Stunts kehrten die Jugendlichen am späten Abend mit vielen neuen Eindrücken zum Zeltplatz zurück, um den letzten Abend gemeinsam am Lagerfeuer ausklingen zu lassen.
Das Fancamp ist Teil des pädagogischen Konzepts der LAG der Fanprojekte, es bietet Jugendlichen aus verschiedenen familiären und sozialen Hintergründen ein vielfältiges Ferienangebot. Diskriminierungspraktiken im Fußball werden gleichermaßen thematisiert, wie auch Menschen mit Fluchterfahrungen sowie mit körperlichen Beeinträchtigungen in das Angebot integriert werden.
Ein Schwerpunkt des diesjährigen Fancamps lag auf dem Thema Nachhaltigkeit. Einkäufe wurden klimaschonend mit einem von Schalke 04 leihweise zur Verfügung gestellten Lastenrad erledigt, Müll wurde vermieden oder mindestens erfolgreich reduziert, es gab einen vegetarischen Tag sowie täglich fleischlose Alternativen zu den jeweiligen Mahlzeiten. Kreativangebote wie ein Graffitiworkshop oder die morgendliche Möglichkeit zur Teilnahme an einem offenen Sportprogramm rundeten das Programm ab. Die Jugendlichen hatten oft Wahlmöglichkeiten und konnten bei der Tagesgestaltung Verantwortung übernehmen.
Die ausnahmslos positiven Rückmeldungen der Evaluationsbögen zeigen, wie gut es den Teilnehmer*innen auch in diesem Jahr im Fancamp am Lippesee gefallen hat, eine Wiederholung der Maßnahme ist der Wunsch aller Teilnehmenden.
Das „Fancamp NRW“ 2023 am Lippesee in Paderborn war somit erneut ein voller Erfolg. Die Mischung aus Sport, Bildung, Kreativität und Gemeinschaft sorgte bei den Teilnehmer*innen sowie den mitgereisten Teamer*innen aus den sozialpädagogischen Fanprojekten gleichermaßen für eine unvergessliche Zeit. Die Jugendlichen konnten neue Freundschaften knüpfen, spannende Erlebnisse teilen und wichtige Lernimpulse mitnehmen.
Die LAG Fanprojekte NRW wird das Fancamp NRW auch im nächsten Jahr wieder in der zweiten Ferienwoche veranstalten. Die positiven Erfahrungen und das Feedback der Teilnehmer verstärken den Bedarf, das Camp weiterhin als festen Bestandteil des Sommerferienprogramms zu etablieren. Dabei sollen die Themen Nachhaltigkeit und Inklusion auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, um den Jugendlichen nicht nur Spaß und Abwechslung, sondern auch wertvolle Werte und Wissen zu vermitteln.
Insgesamt hat das Fancamp erneut gezeigt, wie wichtig solche Angebote für die persönliche und soziale Entwicklung junger Menschen sind. Es fördert nicht nur den Zusammenhalt und das Verständnis untereinander, sondern bietet auch Raum für individuelle Entfaltung und Verantwortungsübernahme. Die LAG Fanprojekte NRW blickt optimistisch in die Zukunft und freut sich darauf, auch im nächsten Jahr wieder zahlreiche Jugendliche am Lippesee begrüßen zu dürfen.
